Kleine Patienten in Not: massiver Mangel an Medikamenten für Kinder "Das darf sich nicht wiederholen"

Von Daniel Weinmann

Für die Kinderärzte ist der Arzneimittelmangel hierzulande längst zum Dauerzustand geworden. Schon Ende 2022 fehlten wichtige Medikamente. Im Mai schließlich hat das Bundesgesundheitsministerium offiziell einen Versorgungsmangel festgestellt. Allein von Januar bis August gab es 705 Lieferengpassmeldungen für Medikamente.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach gab sich im September 2023 zuversichtlich: Er sehe eine stabilere Versorgung mit Kinderarzneimitteln im Herbst und Winter. Mit seiner frohen Botschaft stand er indes alleine auf weiter Flur. Im noch jungen Jahr 2024 beklagen die deutschen Kinderärzte mehr denn je erhebliche Engpässe bei der Versorgung kranker Kinder und Jugendlicher mit Medikamenten.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Michael Hubmann, beklagt „jetzt schon wieder bundesweit zu wenig Penicillin“. „Das ist deshalb so gefährlich, weil Penicillin das beste Antibiotikum gegen Streptokokken-Infektionen ist“, sagte der Pädiater der „Berliner Morgenpost“.

Framing des DJV mithilfe der Öffentlich-Rechtlichen

„Es wirkt gezielt“, so Hubmann, „Wenn wir auf breiter angelegte Antibiotika ausweichen müssen, erhöhen wir die Gefahr von Resistenzen.“ Eng werde es zudem wieder bei Salbutamol, einem Wirkstoff gegen Asthma und chronische Lungenerkrankungen. „Letztes Jahr mussten wir in einigen Fällen Kinder in die Klinik schicken, weil für eine ambulante Behandlung die Medikamente fehlten. Das darf sich nicht wiederholen“, fordert der Verbandschef.

Dass die kleinen Patienten quer durchs Land verlegt werden mussten, gehört für Hubmann „inzwischen zum bitteren Alltag im Winter. Wir haben uns schon daran gewöhnt, regelmäßig Kinder von München nach Garmisch zu transportieren, weil es in München kein freies Bett mehr gibt“.

Für bedenklich hält er auch die Versorgungslage mit Blick auf die niedergelassenen Kinderärzte: „In den vergangenen 30 Jahren wurden viel zu wenige Kinderärzte ausgebildet, jetzt gehen die Babyboomer in Rente und hinterlassen eine gewaltige Lücke.“ Solange sich nichts grundlegend an der Ausstattung der Kinderkliniken ändere, reichten kleine Infektionswellen, um wieder an die Belastungsgrenze zu kommen.

Krisengipfel als zahnloser Tiger

Karl Lauterbach gelobte derweil vor dem an diesem Dienstag stattfindenden Krisengespräch in Berlin aufs Neue Besserung und versprach Entlastungen für die Praxen. In der Hauptstadt kommen Ärztevertreter beim Bundesgesundheitsminister zum sogenannten Versorgungsgipfel zusammen.

Auf der Agenda steht die Lage der niedergelassenen Hausärzte und Kinderärzte besonders weit oben. „Wir werden dafür sorgen, dass viel weniger Menschen in die Praxen kommen müssen, dass es entbürokratisiert wird und dass die Praxis auch attraktiver wird“, beteuerte der Gesundheitsminister im „ZDF-Morgenmagazin“.

Hehre Worte, denen einmal mehr bestenfalls ein vergebliches Herumdoktern an Symptomen folgen dürfte. Die längst überfällige Reform mit zählbaren Ergebnissen ist von dem SPD-Mann nicht zu erwarten.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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